Wie ist es, in einem Familienbetrieb aufzuwachsen? Martina Götz und Mathias Schmid im Interview

Was haben das berühmte Hotel Sacher, Dr. Oetker und Spezialkabel Schmid gemeinsam? Richtig: Sie alle sind erfolgreiche Familienbetriebe.
Wer in eine Unternehmerfamilie hineingeboren wird, bekommt oft früh die Erwartung mit auf den Weg, eines Tages den Familienbetrieb zu übernehmen und fortzuführen. Das kann Vorfreude wecken – aber auch Pflichtgefühl oder sogar Druck auslösen.

Martina Götz und Mathias Schmid wissen genau, wie sich das anfühlt. Seit 2014 führen sie gemeinsam als Gesellschafter-Geschäftsführer das Familienunternehmen Spezialkabel Schmid. Im Interview erzählen sie, warum sie sich für den Weg ins Familienunternehmen entschieden haben – und wie es war, im Handwerksbetrieb der Eltern aufzuwachsen.

„Andere Kinder hatten Bäume, wir hatten Kabeltrommeln.“

Dass im Familienbetrieb die viel zitierte Work-Life-Balance oft keine große Rolle spielt, ist kein Geheimnis. Im Gegenteil: Arbeit und Familienleben sind meist untrennbar miteinander verbunden.

Auch Martina Götz und Mathias Schmid wuchsen mitten im Geschehen auf. In den Anfangsjahren des Betriebs war das Zuhause der Familie zugleich Lager- und Produktionsstätte.
„Als Kind war das natürlich toll“, erinnert sich Martina Götz. „Überall Kabeltrommeln – ein richtiger Abenteuerspielplatz.“ Mathias Schmid ergänzt schmunzelnd: „Andere Kinder hatten Bäume – wir hatten Kabeltrommeln.“

Natürlich gab es auch Schattenseiten: Aufträge wurden oft abends oder am Wochenende daheim abgewickelt, Diskussionen über den Betrieb gehörten zum Abendessen dazu.
Trotzdem fanden beide ihren eigenen Weg ins Unternehmen: Martina Götz absolvierte zunächst eine Ausbildung zur Groß- und Außenhandelskauffrau im Betrieb, später folgte die Weiterbildung zur Bilanzbuchhalterin. Heute verantwortet sie die komplette Verwaltung, samt Buchhaltung und Personal.
Mathias Schmid lernte Elektriker außerhalb des Betriebs und kehrte anschließend zurück. Schritt für Schritt arbeitete er sich vom Kollegen zum Geschäftsführer hoch. „Gerade gegenüber langjährigen Mitarbeitern brauchte es anfangs viel Überzeugungskraft“, erzählt er. „Aber mit der Zeit wächst man da rein.“

Teamwork will auch im Familienbetrieb gelernt sein

Auch das Zusammenspiel unter den Geschwistern musste sich erst einspielen:
„Anfangs wollten wir alle Entscheidungen gemeinsam treffen – das hat aber nicht funktioniert“, berichten sie offen.
Heute ist die Arbeit klar aufgeteilt: Mathias Schmid ist für Produktion und Technik verantwortlich, Martina Götz für die Verwaltung. Seit 2014 verstärkte zudem Sascha Götz, Martinas Ehemann, den Betrieb – zunächst in der Produktionsleitung, jetzt im Vertrieb.

„So hat jeder seinen Bereich – das entlastet uns enorm“, sagt Martina Götz. Doch trotz eingespielter Abläufe fehlt einer bis heute spürbar: Firmengründer Werner Schmid, der 2016 unerwartet verstarb.
„Plötzlich fehlte uns das zuverlässige Kunden- und Sachwissen unseres Vaters, auf das wir uns immer verlassen konnten“, erinnert sich Mathias Schmid. „Da mussten wir uns etwas neu strukturieren – und vieles selbst dazulernen.“

Spezialkabel Schmid: Seit zehn Jahren in Mühlhausen – und seit 45 Jahren als Familienbetrieb erfolgreich

Herausforderungen haben die Familie stets gestärkt: Ob die Bestellung neuer Maschinen, die Weiterentwicklung des Betriebs oder der große Umzug nach Affing-Mühlhausen – sie alle prägten die Geschichte von Spezialkabel Schmid.

Auch der Bau der neuen Anlage in Mühlhausen zählte dazu: „Die ganze Elektrik, die Lagerbühne, die Ausstattung für die Produktion, die Organisation vom Bau selbst – das habe ich damals fast allein durchgezogen“, erzählt Mathias Schmid. „Da musste man natürlich mehrere Gewerke unter einen Deckel bringen.“
Heute ist das Unternehmen seit fast zehn Jahren am neuen Standort fest verwurzelt und wurde zuletzt als einer der Top-10-Mittelstandsbetriebe in Schwaben ausgezeichnet.

Die Geschichte von Spezialkabel Schmid zeigt: Jeder Familienbetrieb ist einzigartig.
Und wer mit Herz, Mut und Zusammenhalt arbeitet, kann Großes erreichen.